Druckerei Schallenberg

Druckerei Schallenberg, Keupstr. 27

Thomas Schallenbergs Eltern stammen aus Thielenbruch und Holweide. 1969 – Geburtsjahr von Thomas - haben sie das historische Gebäude „Optischer Telegraf“ in Flittard, das als Museum diente, erworben, restauriert und sind dort eingezogen. Das Museum wurde später von der Stadt geschlossen, aber Thomas Schallenbergs Eltern leben noch immer dort, und der Thomas verbrachte hier eine glückliche Kindheit.und Jugend.

1976 übernahmen seine Eltern die Druckerei Otten in der Keupstraße 27, mit einer Druckmaschine der Marke Heidelberger Tigel. Sie schafften weitere Maschinen an und erweiterten den Betrieb, indem sie später das benachbarte Haushaltswarengeschäft erwarben und umrüsteten. Damals war die Keupstraße die beliebteste und belebteste Einkaufsstraße Mülheims, mit aller Arten Geschäfte und Werkstätten, zum Beispiel „Auto-Erler“, jetzt noch als KFZ-Werkstatt in der Schanzenstraße aktiv. Problematisch war es allerdings für die Lieferwagen: die Straße war zweispurig und hatte keine Parkbuchten.

Thomas Schallenberg besuchte die Pestalozzi-Realschule (jetzt Johann-Bendel-Realschule) in Mülheim. Nach seiner Ausbildung zum Drucker absolvierte er 1990 seinen Wehrdienst in der Druckerei der Bundeswehr, dann  arbeitete er im Betrieb seiner Eltern. Ab 1993 wohnte er auch für fünf Jahre in der Keupstraße 27, bis er 1998 die Druckerei von seinem Vater übernahm und mit seiner Frau nach Holweide zog. Am 8. März 2001 kamen dann die Vierlinge zur Welt, von denen ein Mädchen mit elf Jahren an den Folgen eines Gehirntumors nach drreieinhalb Jahren starb.

Mit der Schließung der großen Industrie- und der kleineren Zulieferbetriebe und der damit verbundenen steigenden Arbeitslosigkeit in den 80er Jahren verarmte auch die Keupstraße, und viele Geschäfte und Wirtschaften schlossen. Thomas Schallenberg erinnert sich noch mit Wehmut an das gute Mittagessen für fünf DM, vor allem an die leckeren Reibekuchen am Donnerstag, in der gegenüber liegenden Kneipe „Zum Lachersee“. Inzwischen hatte sich die Frankfurter Straße zur wichtigsten Geschäftstraße Mülheims entwickelt, und allmählich veränderte sich der Charakter der Keupstraße, als die ersten türkischen Geschäfte öffneten, die inzwischen das Straßenbild prägen.  

Das Haus Keupstraße 27 gehört Thomas Schallenbergs Mutter, er ist Mieter. Vor sechs Jahren hat er den Teil des Geschäfts, den sein Vater zur Erweiterung des Betriebs erworben hatte, an einen türkischen Kollegen untervermietet. Herr Kahvecioglu hatte erst ein Geschäft in der Berliner Straße und zog dann in einen Laden ein paar Häuser weiter in der Keupstraße. Zur Geschäftseröffnung hatte er auch Thomas Schallenberg eingeladen. Waren sie da nicht Konkurrenten? Thomas Schallenberg lacht: „Nein, wir haben in der Folge oft zusammengearbeitet, zum Beispiel haben wir uns gegenseitig mit Material ausgeholfen, oder Aufträge übernommen. Er und seine Familie sind sehr freundliche Leute.“ Auch mit den anderen türkischen Geschäftsleuten kommt er gut aus. Vor allem ihren Aktivitäten ist es zu verdanken, dass die Keupstraße den schlechten Ruf los geworden ist, den sie ein Zeit lang hatte. Aber gab es da nicht tatsächlich ein kriminelles Milieu? „Die Schießereien haben nicht in der Keupstraße, sondern am Clevischen Ring und an der Bergisch-Gladbacher Straße stattgefunden. Die Keupstraße war und ist eine der sichersten Straßen in Köln.!“ Was durch die vielen Besucher – Türken wie Deutsche - bewiesen wird: „Die Keupstraße ist in! Jetzt kommen die Besucher sogar mit Reisebussen!“ Fast zu viel Trubel für Thomas Schallenbergs Geschmack.

Dass die Keupstrasse so viel Interesse weckt, liegt natürlich auch an der Aufklärung des Nagelbombenanschlags des NSU, der daraufhin einsetzenden öffentlichen Aufmerksamkeit und den Solidaritätsbekundungen. Thomas Schallenbergs Druckerei liegt direkt neben dem Frisör, vor dessen Laden die Bombe explodierte. Von der dadurch ausgelösten Druckwelle wurde auch die große Schaufensterscheibe zersplittert, und die Scherben wurden weit in den Innenraum geschleudert. Er selbst befand sich zufällig hinten in der Werkstatt und blieb deshalb unverletzt.

 

 

Druckerei Schallenberg, Keupstr. 27
Druckerei Schallenberg, Keupstr. 27