»Mein Vater wurde am 6. Dezember verhaftet. Am Nikolausmorgen, das weiß ich noch genau. Wir wohnten damals auf der Berliner Straße 21. Sie kamen früh morgens, er war noch gar nicht angezogen. Sie
haben alles durchwühlt und ihn einfachmitgenommen. Vater war einfacher Arbeiter. Er war im ersten Weltkrieg Soldat und als Essensträger immer an der Frontlinie eingesetzt, wurde dabei verwundet
und kam ins Lazarett.
Er kam als Kriegsgegner in die Heimat zurück nach Köln. Auf Grund seiner Erlebnisse trat er 1919 in die KPD ein. Und auch als 1933 die Nazis an die Macht kamen, ist er
weiter aktiv gewesen.
Im Prozess, der im Juli 1935 stattfand, wurde er zu 27 Monaten Gefängnis verurteilt wegen Hochverrat.«
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Als am 8. Mai 1985, dem 40. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, auf dem Ratsplatz in Köln-Mülheim das Mahnmal »Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg« eingeweiht wurde, das die damalige Friedensgruppe dem Bezirk geschenkt hatte, sprach dort auch eine energische ältere Dame, die Krieg und Faschismus selbst erlebt und erlitten hatte: Martha Mense aus Höhenhaus. Als Zeitzeugin ging sie in Schulen und berichtete anschaulich über die Zeit des Faschismus und den Widerstand, den sie als junge Kommunistin in diesen Jahren leistete. Sie machte Führungen mit Schulklassen durch das EL-DE-Haus, in dem sie selbst inhaftiert war. Auch nach dem Krieg engagierte sie sich in der KPD, sie war Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Nach dem Verbot der KPD trat sie 1968 der DKP bei, war aktiv in der Friedensbewegung der 80er Jahre und beteiligte sich an Aktionen der Höhenhaus-Dünnwalder Friedensinitiative gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen und gegen den Golfkrieg.
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Reinhold Heps wurde am 8. März 1903 in Köln-Mülheim geboren. Von Beruf war er Maschinenschlosser. Er wohnte auf der BerlinerStraße 209 und war verheiratet mit Anna Heps, geborene Krause. Die beiden hatten einen Sohn. Drei Jahre wurde Reinhold Heps bei F&G in Köln-Mülheim zum Maschinenschlosser ausgebildet. Nach der Lehre ging er zu Siemens Schuckert nach Mannheim, kehrte aberbald zurück nach Köln zur Firma Wuppermann, wo er als Reparaturschlosser bis 1924 arbeitete. Später wechselte er zur Rhenag (Wasserwerk), wo er die nächsten Jahre blieb. 1936 wurde er entlassen und war ein Jahr arbeitslos.
Dann bekam er Arbeit in der Kölner Baumwollbleicherei in Holweide, an der Schweinsheimer Straße, wo er bis 1952 gearbeitet hat. Der erste Kontakt zur KPD entstand bei Wuppermann. In einem Interview, dass Heps 1972 gab, spricht er über diese erste Zeit, in der er zum entschiedenen Nazigegner wurde.
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Willi Remmel, Kölner Kommunist, seit 1933 aktiv im illegalen antifaschistischen Kampf. Von der Gestapo 1936 verhaftet, im Kölner Klingelpütz wegen Hochverrats eingesperrt, im Keller des
ELDE-Hauses, dem Sitz der Kölner Gestapo, malträtiert. Aus der Haft mit Auflagen entlassen. In der Sylvesternacht 1936 Flucht nach Holland.
Am 30.5.1937 schwimmt Willi im wahrsten Wortsinn nach Spanien. Das Schiff, das ihn von Marseille nach Spanien bringen sollte, wurde vor Mallgrat von einem italienischen U-Boot torpediert und
versenkt. Willi schwimmt an Land. Am 10. Juni bereits steht er in seinem ersten Kampfeinsatz an der Front bei Guadalajara.
1940 wird Willi Remmel von den Franzosen an die Gestapo ausgeliefert. Er geht durch die Konzentrationslager Sachsenhausen, Buchenwald und Mauthausen/KZ-Außenlager Florisdorf. Im März 1945 gelingt
ihm die Flucht vor dem Todesmarsch in die österreichischen Berge. Dort wird er im April von der Roten Armee befreit.
Willi lebte seit 1946 in Leipzig. Er war verheiratet. Aufgrund der schweren
und bleibenden Schäden, die er durch Tritte in den Unterleib während seiner KZ-Haft erlitt, blieb die Ehe kinderlos. Willi Remmel verstarb 64jährig im Jahre 1970 an den Spätfolgen seiner
langjährigen Lager- und KZ-Haft.
Herbert Remmel, der Neffe von Willi Remmel, begab sich auf die Spuren des Widerstands- und Spanienkämpfers:
»Diese Pressemitteilung hatte mich förmlich elektrisiert: Harry Fisher liest in Leipzig aus seinem Buch ‚Comrades’. Die Vorankündigung des Buches hatte ich gelesen, es gleich vorbestellt, später
gekauft und fasziniert verschlungen; das was ich suchte, aber nicht gefunden: Irgendeinen Hinweis, daß Harry Fisher in Spanien auch mit deutschen Interbrigadisten zusammengetroffen sein
konnte.
Seit einigen Monaten recherchierte ich die spanischen Spuren meines Onkels Willi Remmel. Wie Harry Fisher auch, war Willi einer der 40.000 ‚Voluntarios de la Libertad’, die in den Internationalen
Brigaden auf Seiten der spanischen Republik gegen die Faschisten gekämpft hatten. Wenig hatte Willi nach seinem frühen Tod 1970 hinterlassen: Einige Dokumente und zwei Fotos. Das eine zeigt ihn
in Ausgangsuniform mit der charakteristischen Bommel an der Käppispitze, das andere in Dienstuniform mit Schirmmütze.
Mit Fishers Buch unter dem Arm und den beiden Fotos von Onkel Willi in der Tasche also hin zu Fishers Lesung. Danach Signierstunde. Ich lege ihm die Fotos vor: Mister Fisher, könnte es sein, daß
Sie diesem Mann in Spanien begegnet sind?«
Lesen Sie weiter in der PDF »Zeitzeugen des Widerstands« aus der Broschüre »Mülheim in der NS-Zeit«.
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